Vogelrätsel

Nur drei verwackelte Fotos hat die Wildkamera geschossen. Sie geben mir ein Rätsel auf, das wohl kaum zu lösen ist.
Da war dieser Vogel im Garten und hat sich wahrscheinlich meine Abendmaus gekrallt. (Ich sehe sie jedenfalls nicht mehr pünktlich zur Dämmerung über die Terrasse huschen.)
Die drei Schnappschüsse sind leider alles andere als scharf und erlauben kaum eine genaue Bestimmung des Riesenvogels.

Als ich die Bilder sah, dachte ich zuerst an einen Waldkauz, den ich ganz in der Nähe in diesem Frühjahr rufen hörte. Zum Glück löste die Kamera gerade dann aus, als der Vogel genau neben der 100 x 60 cm (B/H) großen Sibirischen Iris herunterging. So konnte ich die Größe des Vogels nachvollziehen. Waldkäuze haben eine Flügelspannweite bis zu 96 cm. Aber dieser Vogel war riesig! Seine Flügelspannweite lag deutlich über 100 cm. Ich schätze sie auf ca. 150 cm.

Was war das nur, das für rund 5 Minuten kurz nach 21 Uhr in meinem Garten war und dort Mäuse oder Igel jagte?

Vergleiche von Flügelspannweiten heimischer Eulen:
Sperlingskauz
Zwergohreule Spannweite bis zu 54 cm,
Raufußkauz Spannweite bis zu 60 cm,
Steinkauz Spannweite bis zu 60 cm,
Schleiereule Spannweite bis zu 85 cm,
Waldohreule Spannweite bis zu 95 cm,
Waldkauz bis zu 96 cm,
Sumpfohreule Spannweite bis zu 105 cm,
Habichtskauz Spannweite bis zu 125 cm,
Schnee-Eule Spannweite 120-150 cm,
Uhu Männchen Spannweite 130 bis 150 cm,
Uhu Weibchen Spannweite 160 bis 180 cm.

Ich weiß, dass sich im Dorf Schleiereulen tummeln. Auch Steinkauz und Waldkauz leben hier und sind vor allem während der Paarungszeit zu hören. Sumpfohreulen und Schnee-Eulen gibt es in meiner Region nicht. Der Habichtskauz kommt in Hessen nicht vor. Darüber hinaus zeigen die Aufnahmen der Wildkamera, dass die Flügelspannweite des Vogels 130 cm überschreitet. Bliebe daher nur noch ein Uhu. Zumindest wurde 2019 ein Uhu etwa 6-7 km nördlich von meinem Garten (im Bad Nauheimer Goldsteinwäldchen) gehört.

Ist meine treue Abendmaus im Bauch eines Uhus gelandet?

Update vom 21.09.2023
Der unbekannte Vogel war tatsächlich ein Uhu. Es wurde mir von der Staatlichen Vogelschutzwarte des Hessischen Landesamts für Naturschutz, Umwelt und Geologie bestätigt.

Das Erscheinen eines Uhus im Garten könnte vielleicht wie ein Grund zur Freude sein. Für mich ist dies allerdings eher ein Warnsignal, wenn ein Offenlandjäger wie der Uhu in geschlossene Ortschaften und für seine Größe winzige Gärten eindringen muss, um Nahrung für die Jungenaufzucht zu finden.

Der Uhu hatte keine Mäuse bei mir gejagt, sondern die Igeljunge. Er dezimierte sie innerhalb weniger Tage von sechs auf zwei. Immerhin, die Uhu-Kinder hatten etwas zu „Beißen“ und die verbliebenen Igelchen samt Mutter haben nun bessere Chancen für die Überwinterung durch ein größeres Nahrungsangebot.

Erstelle eine Website wie diese mit WordPress.com
Jetzt starten