Neubürgerin aus den Rocky Mountains gesichtet

Ende März 2021 entdeckte ich auf meiner Terrasse ein mir unbekanntes Lebewesen. Es schillerte wunderschön in allen Farben. Eindeutig war es eine Wanze, und sie war gar nicht so klein.
Ende März ist natürlich ein bisschen früh für Wanzen, die bekanntlich recht wärmeliebend sind.
Was aber besonders meine Aufmerksamkeit erregte, war ihr Verhalten:
Die Wanze kippte ihren gesamten Körper zur Sonne, um möglichst alle Wärme aufzufangen, die die noch schwache Frühlingssonne in die Welt schickte. Es sah lustig aus, wie das Tierchen seine Beinchen auf einer Seite einknickte und sein Körperchen auf der Suche nach der optimalsten Stellung immer wieder ausrichtete, um dann in Schräglage die Sonnenwärme einzufangen – ganz wie das Solarpanel einer Solaranlage. Und so sonnte die Wanze sich eine geraume Zeit auf.

Es war eine Amerikanische Kiefern- oder Zapfenwanze (Leptoglossus occidentalis) aus der Familie der Randwanzen (Coreidae).
Normalerweise verlassen diese Wanzen erst Mitte Mai bis Anfang Juni ihr Winter-quartier und paaren sich dann. Dieses Exemplar (wegen seiner Größe ein Weibchen) aber meinte, schon über zwei Monate früher den Winterschlaf zu beenden, um für Nachkommen zu sorgen. Ob es schon Ende März einen Partner fand, ist wegen der doch recht frischen Temperaturen ungewiss.

Die Art wurde erstmals 2006 in Deutschland nachgewiesen. Sie lebt auf Kiefern (beim Nachbarn wächst eine riesige Kiefer), aber auch auf Fichten und Tannen, und ernährt sich vom Saft der jungen Zapfen, Nadeln, Zweigen, Knospen und Blüten. Die Eiablage erfolgt stets auf den Nadeln des Wirtsbaumes. Die Larven leben vor allem an den jungen Zapfen, was in Einzelfällen die Samenproduktion des Wirtsbaumes beeinträchtigen kann. Nach fünf Larvenstadien und 35 – 40 Tagen findet man ab August die erwachsenen Tiere (Imago, Imagines). Im Herbst suchen diese ausgewachsenen Insekten ihre Winterquartiere auf. Sie überwintern beispielsweise unter der Rinde von Kiefern, in abgestorbenen Douglasien, aber auch in Vogelnestern und in menschlichen Behausungen.
Die Wanzen können ein nach Äpfeln riechendes Sekret verströmen. Laut der ein-schlägigen Literatur schädigen sie nicht ihre Wirtspflanzen.
Die Amerikanische Kiefern- oder Zapfenwanze gehört mit 16 mm (Männchen) und 20 mm (Weibchen) zu den recht großen Wanzen in Europa. Die Imagines leben nur ein paar Monate, und es ist alljährlich die neue Generation, die den Fortbestand ihrer Art sichert.

Insofern ist die Wanze auf meinen Fotos eher ein Insekt mit Migrationshintergrund als eine tatsächliche Neubürgerin… :-)

Auf jeden Fall ist sie wunderschön!

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