Balkenschröter

Erst nachdem ich in meinem Garten vor etwa zehn Jahren begann, große, dicke Totholzstücke als Gestaltungselemente einzufügen, kamen sie: Die Balkenschröter.

Der Balkenschröter (Dorcus parallelipipedus) gehört zur Käferfamilie der Schröter (Lucanidae) Er wird auch Kleiner Hirschkäfer oder Zwerghirschkäfer genannt, weil er den Weibchen der Hirschkäfer ähnelt. Der Balkenschröter kann bis zu 32 mm lang werden, wobei es einen ausgesprochenen Geschlechtsdimorphismus bei diesen Käfern gibt. Die Weibchen sind mit bis zu 28 mm etwas kleiner, haben einen schmaleren Kopf und sind auf dem Halsschild gröber und diffuser punktiert als die Männchen. Beide Geschlechter haben kräftige Mundwerkzeuge bzw. Zangen, mit denen sie angeblich auch die Haut eines Menschen durchzwicken könnten. Allerdings sind die Käfer recht behäbig und nicht aggressiv. Imposant sind sie aber schon.

Abb. 1: Etwas eingestaubtes Weibchen, das sich in einer Ritze unter der Terrasse verkrochen hatte

Balkenschröter sind „Totholzkäfer“ von warmen, feuchten Biotoptypen wie z. B. Laubwäldern, Parks und Streuobstwiesen. Sie leben als erwachsene Tiere von Baumsäften. Die Larven jedoch benötigen für ihre Entwicklung zwingend morsches Totholz in größerem Durchmesser. Fehlen morsche Stämme, verschwinden auch die Käfer.

Balkenschröter können zwar fliegen, sind aber recht behäbige Flieger. Lieber krabbeln sie zu Fuß und verkriechen sind in Spalten und unter Steinen. Hierbei ist ihr recht flacher Körper eine Anpassung an ihre verborgene Lebensweise. Balkenschröter sind zwar auch tagaktiv, aber meistens sind sie nachts unterwegs.

Abb. 2: Flacher Körperbau eines Männchens

Die imposanten Käfer leben als adulte Tiere nur sechs bis acht Wochen. Sie tauchen ab Mitte Mai auf und können bis in den Juli hinein zu sehen sein. Ihre Larven hingegen benötigen durchaus zwei bis drei Jahre für ihre Entwicklung. Die Verpuppung findet ebenfalls im Mulch toter Stämme statt. Dies bedeutet, dass aufgestapeltes Totholz mehrere Jahre am Ort liegen bleiben muss und nicht nur einen Winter lang, will man die Käfer nicht vernichten.
Balkenschröter sind trotz ihres Namens keine Schädlinge. Sie sorgen für eine schnellere Zersetzung von Totholz in der Natur. Ihre bis zu 58 mm langen Larven sind zudem ein begehrtes Futter für so manche insektenfressenden Vögel.

Die Problematik des Erhalts der zu den „Schrötern“ gehörenden Käferarten (z.B. auch des bekannteren Hirschkäfers) sind inzwischen so gravierend, dass auch der Balkenschröter durch das Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt wird. Er wird allerdings bundesweit als noch nicht gefährdet eingestuft. In sieben Bundesländern steht er inzwischen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten, so in Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein, Thüringen, Sachsen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Berlin.

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